Was versteht man unter dem Begriff der Hochsensibilität?

Aufgrund besonderer Eigenschaften ihres Nervensystems nehmen manche Menschen mehr und intensiver wahr als andere Menschen; man spricht dabei auch von einer überdurchschnittlich differenzierten Wahrnehmung. Diese erhöhte Wahrnehmung kann sich auf der körperlichen, emotionalen und/oder intuitiven Ebene zeigen. Bildlich gesprochen fehlen einem hochsensiblen Menschen Schutzbarrieren – die sprichwörtliche ‚dicke Haut‘ – um sowohl vom Außen als auch vom eigenen Inneren kommende Einflüsse so zu filtern, dass die ankommenden Reize vom Gehirn gut verarbeitet werden können.
Nach heutigem Wissensstand sind ca. 15-20 % der Bevölkerung hochsensibel.

Sabine Weisshaar,
Con³-Praxis für Coaching und psychologische Beratung

Welche Herausforderungen sowie Potentiale kann eine hochsensible Veranlagung mit sich bringen?

Diese fehlenden Schutzbarrieren können zu einer ständigen Reizüberflutung führen, die für hochsensible Menschen zu einer großen Belastung werden kann. Diese zeigt sich beispielsweise in Form von Überreizung, emotionaler oder nervlicher Instabilität, sozialem Rückzug, Unsicherheit, Stressanfälligkeit oder Erschöpfung.

Viele hochsensible Menschen empfinden – insbesondere, wenn sie noch nicht wissen, dass sie zu dieser Gruppe gehören – eine Art Scham, einhergehend mit dem Gefühl „nicht richtig zu sein“ und kämpfen mit dem Gefühl der Andersartigkeit. Nicht selten blicken sie auf eine Biographie zurück, in der sie Dinge zu hören bekommen haben wie: „Sei nicht so empfindlich“, „Du musst Dich abhärten“ oder „Du bist anstrengend“. Somit kommt zur Problematik der Reizüberflutung oft auch noch eine nicht unerhebliche psychische Belastung hinzu.

Es ist wichtig zu verstehen, dass alle Versuche und Anstrengungen, sich anzupassen nur scheitern können; die beschriebene Wahrnehmungsintensität hochsensibler Menschen lässt sich nicht reduzieren, Reizfilter können nicht ‚erarbeitet‘ werden ( die als folge dessen dadurch entstehende Belastung hingegen, kann mit den richtigen ‚Werkzeugen‘ reduziert werden)

Somit erleben sich Hochsensible oft als defizitär, weil sie es trotz aller Bemühungen nicht schaffen, ’normal‘ zu sein.
Hochsensibilität ist jedoch kein Makel, keine Störung oder gar eine Krankheit. Sie ist vielmehr eine Veranlagung; man kann sie auch als ein besonderes Temperament bezeichnen.
Diese Veranlagung bringt belastende, aber auch viele bereichernde und positive Aspekte mit sich.
Hochsensible besitzen oft Persönlichkeitseigenschaften wie beispielsweise eine stark ausgeprägte soziale Kompetenz, ein großes Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Harmonie, hohen Perfektionismus, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, hohe ethische Ansprüche sowie ein feines Gespür für und ein starkes Bedürfnis nach Ästhetik und akustischer Harmonie. Ebenso sind Kreativität, Intuition, Reflexionsfähigkeit, Feinfühligkeit und Leidenschaft Eigenschaften auf die man bei hochsensiblen Menschen sehr trifft.
In einem dafür empfänglichen Umfeld sind diese Eingenschaften bereichernd und werden als wertvoll geschätzt, oft stoßen Hochsensible jedoch damit in ihrer Umgebung an Grenzen. Dies kann zur Folge haben, dass es ihnen nicht leicht fällt, ihren Platz im Leben zu finden – beruflich wie privat.

Die belastenden Aspekte einer hochsensiblen Veranlagung überlagern oft die zahlreichen Möglichkeiten und freudvollen Aspekte, die solch eine Veranlagung ebenfalls mit sich bringen kann. So gelingt es hochsensiblen Menschen nicht immer, ihre mannigfaltigen Potenziale voll zu entfalten und diese in ihr Leben zu integrieren. Hierin liegt eine Ursache dafür, dass Hochsensibilität trotz der positiven Aspekte häufig tatsächlich nach wie vor als Makel empfunden wird. Dies ist nicht „nur“ bedauerlich für die betreffende Person, sondern bedeutet neben der Nicht-Nutzung wertvoller Ressourcen auf der individuellen Ebene, auch das „Nicht-nutzen“ dieser Ressourcen auf einer sozial-gesellschaftlichen Ebene. Denn findet ein hochsensibler Mensch einen gesunden und wertschätzenden Zugang ´zu´ sowie Umgang ´mit´ seiner Hochsensibilität, wird sie sowohl für ihn selbst als auch für sein Umfeld eine Bereicherung sein.

Welche Hinweise auf eine vorhandene Hochsensibilität gibt es?

Hier nur eine Auswahl:

  • Sie nehmen Sinnesreize – Geräusche, Gerüche, Visuelle Erscheinungen, Temperaturen, Körperkontakt intensiver/schneller/früher wahr als andere Menschen.
  • Sie fühlen sich von äußeren Reizen überflutet und von der Außenwelt absorbiert.
  • Sie haben das Gefühl, in einer Gruppe von Menschen von den Energien dieser Menschen ‚überschwappt‘ zu werden und fühlen sich nach sozialen Kontakten oft erschöpft.
  • Sie empfinden bestimmte Sinneswahrnehmungen nicht nur als unangenehm, sondern als körperlich schmerzhaft oder Übelkeit auslösend – z.Bsp. Geräusche/Bilder/Gegenstände/Parfüms/etc.
  • Sie nehmen in kürzester Zeit Stimmungen/Gefühle/Energien wahr, die andere Menschen offenbar kaum oder nicht wahrnehmen.
  • Sie haben oft das Gefühl, Ihre Grenzen nicht zu spüren.
  • Beim Sehen von Gewaltszenen in Realität oder Fiktion haben Sie im Unterschied zu einem ‚Mit-Gefühl‘ das Gefühl, den Schmerz selbst zu erleben.
  • Ihr Immunsystem ist häufig angeschlagen.

Welchen Ansatz verfolge ich in meiner Arbeit mit hochsensiblen Menschen?

Mein Angebot richtet sich an hochsensible Menschen sowie an Menschen, die sich mit der Thematik einer eventuell vorhandenen Hochsensibilität beschäftigen und dabei auf Fragen, Herausforderungen und Belastungen sowie auch diesbezüglich unerfüllte Wünsche gestoßen sind, und bei deren Bearbeitung sie Unterstützung wünschen.

In meiner Coachingarbeit folge ich einer spezifischen Struktur, in der es in einem ersten Schritt um eine sorgfältige Beleuchtung und so exakt wie mögliche Identifizierung der Haupt-Problematiken im Zusammenhang mit der individuellen Ausprägung der Hochsensibilität der Klientin/des Klienten geht. Hierauf folgt ein Angebot spezifisch darauf abgestimmter Weiterentwicklungs- bzw. Lösungsansätzen, deren Erforschung und Erprobung sowie der abschließenden Integration in Ihr (Alltags-) Leben.

Prioritär geht es zuerst darum, eine Verbesserung, Erleichterung und Reduzierung der erlebten Belastung zu erreichen.
Ist dies in der Weise erreicht, dass die Klientin/der Klient ´gut´ damit leben kann, kann die eigene Hochsensibilität (ggf. noch mehr) geschätzt, freudvoll erlebt sowie die damit verbundenen Chancen und Potenziale vollends genutzt und ausgeschöpft werden.

Das übergeordnete Coaching- und Beratungsziel kann somit folgendermaßen formuliert werden:

Die in Verbindung mit einer Hochsensibilität möglichen Herausforderungen und Belastungen soweit reduzieren, dass sich die Lebensqualität grundsätzlich erhöht UND die eigene hochsensible Veranlagung als willkommenen und bereichernden Teil in das Leben integrieren.

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