Was versteht man eigentlich unter Einsamkeit?

Eine Kurzdefinition könnte lauten:
Unter Einsamkeit versteht man ein als schmerzlich empfundenes Alleinsein.

Sabine Weisshaar,
Con³-Praxis für Coaching und psychologische Beratung

Es ist leider eine Tatsache, dass immer mehr Menschen unter diesem als schmerzlich empfunden Alleinsein leiden. Zahlreiche Studien und Erhebungen, die in unterschiedlichsten Kontexten durchgeführt worden sind, belegen dies eindrücklich.

Einerseits findet das Thema daher immer mehr Beachtung: eine stark zunehmende Beschäftigung mit dem Thema in professionellen Fachkreisen der psychischen Gesundheit und soziologisch-politischen Kontexten, eine stetig wachsende Präsenz des Themas in der öffentlichen Debatte und die damit einhergehende Entwicklung und Entstehung von Unterstützungsangeboten zeigen dies deutlich.
Doch obwohl dies der Fall ist, nimmt andererseits die Zahl der Menschen, die sich einsam fühlen, offenbar nicht ab, sondern weiterhin zu – wie geht das zusammen?

Eine wesentliche Erklärung hierfür liegt meiner Ansicht darin, dass die vorhandenen Unterstützungsangebote „nicht genügend Menschen in ihrer individuellen Einsamkeitssituation abholen“, dass bestimmte Betroffenen-Gruppen durch bestehende Angebote nicht angesprochen werden.
Weil sowohl Gründe, Erleben und Auswirkungen von Einsamkeit sehr individuell und komplex sind, sind viele, auch öffentliche, Unterstützungsangebote für eine nicht unwesentliche Anzahl von von Einsamkeit Betroffenen nicht passend; so geht es beispielsweise – verkürzt formuliert – nicht immer im Wesentlichen darum, mehr Kontakte zu bekommen oder Sozialkompetenzen zu erlernen. Oft ist beides nicht das Problem und die Gründe für das Einsamkeitsgefühl lassen sich nicht darauf zurückführen.
Die Ursachen und das Erleben von Einsamkeit sind in unterschiedlichen Betroffenen-Gruppen sehr verschieden; zu diesen Betroffenen-Gruppen gehören beispielsweise ebenso allein lebende Singles wie Menschen, die in einer Beziehung oder einem Familienkontext leben und sich dennoch einsam fühlen, Jugendliche und junge Erwachsene, die scheinbar viele Kontakte haben, sich aber dennoch nicht dazugehörig und daher einsam fühlen, genauso wie Menschen, die unter bestimmten Krankheiten leiden oder alleinstehende ältere Menschen.
Bei all diesen Menschen äußerst sich die Belastung durch Einsamkeit auf individuell-spezifische Weise, doch die meisten vorhandenen Unterstützungskontexte scheinen nicht divers genug, um zielführende Unterstützung für die Einzelne/den Einzelnen zu bieten.

Nicht zuletzt aufgrund dieser Diversität der Gründe und Ausprägung von Einsamkeit sind auch Ratschläge aus dem sozialen Umfeld wie beispielsweise „du musst einfach mehr unter Leute gehen“ oder „mach doch mal einen Kurs“- wenn auch wohlwollend und mit bester Absicht geäußert – oft nicht hilfreich. Paradoxerweise können sie bei betroffenen Personen das Einsamkeitsempfinden sogar verstärken, weil diese oft einfach an ihrer Situation vorbeigehen und dadurch ein Gefühl von ‚Nicht-verstanden-werden‘ entsteht.
Auch kann es sein, dass derartige Ratschläge das Gefühl, defizitär zu sein (was bei einsamen Menschen meist bereits vorhanden ist), ebenfalls verstärkt wird, denn: „Wenn es doch so einfach ist, weshalb bekomme ich das denn nicht hin…?“

Ein weiterer Aspekt, der es von Einsamkeit betroffenen Menschen oft erschwert, sich offen damit zu zeigen und sich Unterstützung zu suchen, ist das Thema der Scham.
Obwohl das Thema auf der allgemeinen Wahrnehmungsebene immer mehr aus der Tabuzone heraustritt, bleibt es auf der individuellen Ebene ein Thema, über das man nicht oder kaum spricht – zu sehr sind mit dem Thema Einsamkeit unschöne, negative Vorurteile und Zuschreibungen verbunden, wie beispielsweise „nicht liebenswert sein“, „nicht interessant sein“, „gescheitert sein“, „kein erfolgreicher Mensch sein“, etc.
Sich diesen ungerechterweise entweder tatsächlich vorhandenen oder auch nur befürchteten Zuschreibungen auszusetzen ist – sogar im engsten Familien- oder Freundeskreis – oft nicht einfach.

Motiviert durch die eben beschriebenen Umstände habe ich ein spezifisches Coaching-Angebot zum Thema Einsamkeit für Einzelpersonen und Gruppen entwickelt.

Im Einzelcoaching folge ich einer spezifischen Struktur, in der es in einem ersten Schritt um eine sorgfältige Beleuchtung und so exakt wie mögliche Identifizierung der Haupt-Problematiken im Zusammenhang mit der individuellen Einsamkeitssituation geht. Danach folgt ein Angebot spezifisch darauf abgestimmter Weiterentwicklungs- bzw. Lösungsansätze, deren Erforschung und Erprobung sowie der abschließenden Integration in das (Alltags-) Leben der Klientin/des Klienten.

Die Gruppenarbeit folgt ebenfalls einer bestimmten Struktur, deren Fokus jedoch mehr auf dem gemeinsamen Erleben auf unterschiedlichsten Ebenen liegt. Sie ermöglicht u.a. den Austausch mit ebenfalls Betroffenen, gegenseitige Unterstützung, das Knüpfen neuer Kontakte und nicht zuletzt
das konkrete Erleben, dass Menschen mit ihrer Einsamkeits-Erfahrung nicht alleine sind.

Bei beiden Formaten geht es jedoch darum, die Klient_innen/Teilnehmenden so effektiv und rasch wie möglich dabei zu unterstützen, die Belastung, die durch Einsamkeit erlebt wird, zu reduzieren und Schritt für Schritt aus der Einsamkeit herauszukommen.

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